Vergisst man mal, dass sie nicht sehr erwünscht ist, kann man ihren orchideenartigen Blüten doch viel abgewinnen. Auch Edward Bach entdeckte eine wichtige Bedeutung in ihr und stellte aus ihr die Bachblütenessenz Nr. 18 her – das Geduldmittel. Sie unterstützt Menschen, die ungeduldig zu sich und anderen sind, denen es nicht schnell genug gehen kann und dadurch die Zeichen der Zeit nicht wahrnehmen können und wollen. Vielleicht lassen Sie sich bei Ihrem nächsten Besuch im Wald von den Blüten beeindrucken und nehmen sich bei Ihrem Spaziergang besonders viel Zeit.
Die auffällige Blüte dieser tropischen Schlingpflanze gab ihr einen Namen, den spanische Missionare im frühen 17. Jahrhundert mit den Marterwerkzeugen Christi in Verbindung brachten. Die Blütenkorona erinnert an den Dornenkranz, die fünf Staubbeutel an die Wundmale und die Griffel an die Kreuznägel. Der lateinische Name Incarnatus bedeutet „fleischfarbig“, im christlichen Sinne „fleischgeworden“. Es handelt sich also um eine wirklich große Symbolkraft, die diese Pflanze verkörpert.
In Ihrer Heimat wurde sie von den Azteken und Mayas bei Schmerzen, Knochenbrüchen, Harnverhalten, Krämpfen und Schlafstörungen eingesetzt. Nachdem sie im 16. Jahrhundert durch die Seefahrer nach Europa kam, erfreute sich die Menschen hauptsächlich an ihr als Zierpflanze. Erst viel später entdeckte man auch bei uns ihre beruhigenden, krampflösenden und kräftigenden Fähigkeiten.
Heute ist sie als bedeutende Zutat in vielen pflanzlichen Mitteln gegen Unruhe, Nervosität und Schlafstörungen nicht mehr wegzudenken.
Leider hat sie sich, obwohl sie kaum Ansprüche an ihren Standort stellt, in den letzten Jahren in unseren Breiten sehr rar gemacht. Dabei gibt es wohl kaum jemanden, der nicht schon (bewusst oder unbewusst) Bekanntschaft mit dem Geschmack ihrer Wurzeln gemacht hat. Der lateinische Name verrät hier eine Verwendung: Aus den Wurzeln wachsen im Winter an einem dunklen Ort hellgrüne bis weiße Blätterknollen, die wir als Chicoreesalat kennen. Außerdem dienten die gerösteten Wurzeln den armen Menschen früher als Kaffeeersatz. Heute kennen wir den Zichorienkaffee als gesunde Alternative zum Bohnenkaffee, der das Herz und den Magen schont und Kraft spendet.
Die in unserer Region weit verbreitete Malve ist eine sehr alte Heilpflanze, die seit der Antike bei gynäkologischen Erkrankungen, Brandwunden und Magen-Darmbeschwerden verwendet wurde.
Im abergläubischen Mittelalter diente sie als Fruchtbarkeitsorakel, indem man den Urin einer Frau über die Pflanze goss, um eine Schwangerschaft sicherzustellen. Wuchs die Pflanze nach dem Gießen besser- war der Schwangerschaftstest positiv. Verkümmerte die Pflanze – war kein Kind zu erwarten.
Heute werden die reizmildernden Schleimstoffe der Malvenblüten bei Reizungen des Mund- und Rachenraums, des Magen-Darmtrakts und äußerlich bei Entzündungen der Haut verwendet.